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Programmübersicht 2003Rückblick 2005Band-Informationen 1, 2, 3 ... 8The BluebirdsAlex Schultz Band feat. Finis TasbyJames Armstrong and BandRonnie Baker Brooks and BandVolker Strifler BandTutu Jones and BandSharrie Williams and the WiseguysJames Harmann Band feat. Junior Watson and Sax Gordon and Toni Lynn Washington

 

  

 

Bluesfest 2005 Rückblick

 

  
 

19. BLUESFEST / Bluesfans feiern auf der Kocherwiese eine zweitägige Party mit acht Bands

Bewährter Tanz auf schmalen Graten Von Künstlern und Verführern –


Souveräner Ronnie Baker Brooks – Fulminantes Staraufgebot zum Finale

Hier entlang zu einem weiteren Bericht vom Bluesfest von
Michael Schleicher



Bericht: Richard Färber
Wer bisher gerätselt hat, warum die Gaildorfer ihr Bluesfest nicht Festival nennen, dürfte seit Sonntagfrüh Bescheid wissen: Das zweitägige Stelldichein hochkarätiger Musiker war vor allen Eines: eine gigantische Party.

Wer wird denn gleich eine Schnute ziehen? Es ist Freitag abend, die Bluebirds haben eine rasante Blues und Boogie-Vorlage hingelegt und Alex Schultz fegt los - mit Funkjazz. Schultz ist, das wird schon bei den ersten Takten deutlich, ein Solitär, ein Edelgitarrist, ein Meister der Klangkontrolle, ein „schöner“ Musiker im Wortsinn. Dennoch entspannen sich die Schnuten erst, als Schultz zur Bluesroutine überleitet und als Finis Tasby die Bühne betritt. Jemanden wie Tasby hört man selten: er ist ein Bluessänger, einer der weiß, wie man Bluesgeschichten erzählt - und der in Gaildorf hört, wie diese Geschichten im Jubel ertrinken. „Der traut sich nicht nach vorne“, sagt Einer, und er hat recht: Tasby ist zu sensibel für solche Nummern.

James Armstrong ist dagegen ein Vollkontakt-Musiker. Er kommt mit großer Wucht und in großer Folgerichtigkeit über das Bluesfest: Schultz’ hat Spuren hinterlassen - und Armstrong sorgt mit einem emotionalen Auftritt dafür, dass sie als distanziert erinnert werden – wenigstens von den Schnuten. Die fast schon eifersüchtige Spannung, die sich da aufgebauthat, löst ein Souverän.

Bei Ronnie Baker Brooks und seiner Band fragt niemand mehr nach dem
Genre. Rocksoulbluesfunk heißt das Gebräu, und für die Bluesschnuten hat
Brooks ein Phrasenprogramm in petto, das zum Davonlaufen wäre, wenn’s ein Klei-nerer bringen würde.Es entwickelt sich ein Spiel mit Erwartungen, mit verwegenen Anläufen und verweigerten Sprüngen, mit gellenden Gitarrenlinien, die über Sekunden auf Höhe gezogen werden - es ist ein Genuss: die pure Anmache und für diejenigen, die’s immer noch nicht verstanden haben, wandert Brooks durchs Zelt, hebt die Gitarre zum Mund und streichelt die Saiten mit der Zunge. Und kehrt zusammen mit Armstrong und Schultz zurück. Es ist der große Moment des Freitags, es ist die Stunde der wenig erstaunlichen Wahrheit und es ist die Stunde von Ronnie Baker Brooks, der sich als eine der imposantesten Bühnenpersönlichkeiten
entpuppt, die das Bluesfest je erlebt hat.

Was nicht heißen soll, dass er die einzige ist. Und auch nicht, dass das Programm notwendig eine monotone Folge von gut, besser, am besten sein muss. Die E-Gitarren-Konkurrenz gibt’s zwar auch am Samstag, allerdings eher als groben Abklatsch der freitäglichen Spannungsshow:

Volker Strifler und seine Band glänzen mit bisweilen zum Mitsingen schönen Standards, Tutu Jones will das Publikum besoffen spielen. Der feine Unterschied Es gibt einen feinen, aber wesentlichen Unterschied zwischen Tutu Jones und Ronnie Baker Brooks: dieser verführt seine Zuhörer bei vollem Bewusstsein, jener geriert sich an diesem Abend als, pardon, Lustmolch, der, wenn’s der Sache dient, auch „Hey Joe“ auspackt. Und dann ist am Samstag auch dieses Eifern um die Publikumsgunst beendet.

Auf den Plan treten die Überzeugungstäter: Sharrie Williams und ihre formidablen „Wiseguys“, mit Wut im Blut und Geschichten von der Straße, die gebrüllt werden müssen, weil sie niemand hören will, es sei denn, sie
werden gegen Eintrittsgeld als Blues serviert. Sharrie Williams lächelt freundlich und erzählt viel, aber wenn sie singt, dann bricht ein Schmerz durch, den man lieber nicht erleben müssen möchte.

James Harman hat derweil noch ein „Häberlen“ aufgemacht. „Backstage“ zählt man heimlich mit, es ist das Dritte, und die Band mit Junior Watson und „Sax“ Gordon Beadle hat schon losgelegt. Harman, der einzige Harpspieler des diesjährigen Bluesfestes, aber straft alle Besorgnis Lügen. Nachdem er endlich, das vierte Häberlen in der Hand, auf die Bühne geschubst werden kann, kontrolliert er die Band und ihre Musik in jeder Sekunde. Man hat’s erhofft und bekommen: das Finale ist die Katharsis. Es geht tatsächlich nur noch um die Musik, bei diesem letzten, ehrlichsten und schönsten Konzert, zu dem schließlich auch noch die Sängerin Toni Lynn Washington auf die Bühne kommt. Das Publikum liefert die Laune, und Blues und Laune gibt’s zurück. Einen wollen wir aber doch herausheben: „Sax“ Gordon Beadle. Nicht, weil er uns auf dem Tenorsaxophon schwindlig gespielt hat, sondern weil er einen Grad der Perfektion erreicht hat, der an die Selbstparodie grenzt. Feinfühlige Schnutenzieher hat das schnell irritiert: Wer sich auf Beadles dröhnendes Pathos einlässt, kann sich an seinen Vorlieben den Kopf bluesig stoßen.

 

Hier entlang zu einem weiteren Bericht vom Bluesfest von
Michael Schleicher


 

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