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Vorstellung der am Freitag, 01.07.2005
spielenden Bands
Bericht:
Richard Färber, Der Kocherbote, 30.06.2005
Bluebirds
(Schweden)
Manchmal
muss man halt sagen, was der Andere hören will. Als der Plattenproduzent
Bert Karlsson die „Bluebirds“ fragte, wie sie ihre Musik
nennen, antworteten sie vorsichtshalber „Rock ’n’
Roll“. Das war clever, denn Karlsson, der offenbar großen
professionellen Respekt vor Ladenhüter-Etiketten hat, erwies
sich als der Ansicht, „Blues“ würde stinken. Heute
müssen die Jungs aus der Wildnis von Skövde in Schweden
nicht mehr flunkern und schon gar nicht inkognito spielen. Beim
19. Bluesfest werden Sänger und Gitarrist Patric Carlsson,
Bassist Magnus
Jonsson, Schlagzeuger Jim Ingvarson und Pianist Matti Ollikainen
als das auftreten, was sie sind: die aufregendste Bluesband Schwedens.
Gegründet 1980 als „Los Mojos“, 1989 umbenannt
in „The Bluebirds“ entwickelte sich die Band lange Zeit,
wie sagt man: „ungestört“.Will sagen: Kaum jemand
kriegte mit, dass die schwedische Provinz den Blues gekriegt hatte.
Bis 1997. Die zweite CD „Walkin’ On Thrills“ bescherte
den „Bluebirds“ Tourneen in den USA und Australien und
Kontakte zu Größen wie James Harman und Kid Ramos. Was
sie spielen? Rhythm ’n Blues, Louisiana-Rock’n’Roll,
Blues und Rockabilly – was man halt so braucht, wenn man die
lange schwedische Nacht durchtanzen und durchhalten will.
Alex Schultz & Finis Tasby (USA)
Uni
trifft Kneipe – auf diese Schlagzeile könnte man die
Zusammenarbeit von Alex Schultz und Finis Tasby reduzieren. Es ist
dann aber doch ein bisschen mehr pas-siert. Zwar hat der Gitarrist
Alex Schultz in Boston-Berklee studiert und später wohl auch
„Popträume“ gehegt, allerdings ist er dem Blues
nicht ausgekommen. In Los Angeles landete der Gitarrist bei Hank
Ballard, dann bei William Clarke und schließlich – der
Ritterschlag – für sieben Jahre bei „Rod Piazza
&The Mighty Flyers“. Es folgten zahlreiche Projekte mit
amerikanischen und europäischen Musikern und schließlich,
2004, das erste eigene Album, auf dem Finis Tasby als Sänger
fungiert. Tasby stammt aus Texas, begann als Teenager Schlagzeug
zu spielen, wechselte dann zum Bass und Background-Gesang
für „The Thunderbirds“ und den legendären
Z.Z. Hill. 1973 ging er nach Los Angeles, arbeitete mit B.B. Kind,
Percy Mayfield, Big Mama Thornton und, weil’s nicht reichte,
mit dem Schraubenschlüssel an kaputten Autos. Auch erste Aufnahmen
als Bluessänger entstanden. Finis Tasby jammte oft mit seinem
Kumpel John Lee Hooker und wurde zum gefragten Bluessänger.
Einige seiner Songs wurden im Film „The Babysitter“
verwendet; er selbst stand mit Burt Reynolds vor der Kamera. Schultz
und Tasby werden zusammen mit Raphael Wressnig (Hammond B3), übrigens
Träger des österreichischen Jazzpreises, dem Saxophonisten
Christian Bachner und dem Schlagzeuger Lukas Knöfler auftreten.
James
Armstrong
Was
soll man über James Armstrong noch sagen: Der Gitarrist un
Sänger ist eine Buesfest-Legende, wie sie im Buche steht, obwohl
er in diesem Jahr erst zum zweiten Mal nach Gaildorf kommt. Armstrong
hat in den frühen 80er Jahren in der kalifornischen Clubszene
begonnen und war auf dem besten Weg zu einer estaunlichen Karriere,
als er von einem Einbrecher lebensgefährlich verletzt wurde.
Sein mit Spannung erwarteter Auftritt beim 15. Bluesfest musste
abgesagt werden; die Bluesfest-Besucher starteten eine Sammlung
für ihn. 1999 hat Armstrong sich dafür mit einem schon
legendären Auftritt revanchiert; das Songzitat „I still
can see the light“ ist mehr oder weniger zum heimlichen Motto
des Bluesfestes geworden. James Armstrong, dessen letztes Album
für den WC-Handy-Award nominiert wurde und der in Gaildorf
mit Raphael Wressnig (Hammond B3), Felton Crews (Bass) und Lukas
Knöfler (Drums) auftreten wird, gilt heute als einer der aufregendsten
Live-Acts der internationalen Blues-Szene.
Ronnie
Baker Brooks
Gebissen
vom „Bluesbug“ am 9. Geburtstag. Lonnie Brooks hatte
seinem Sprössling versprochen, dass er ihn auf die Bühne
der „Pepper’s Lounge“ in Chicago holen würde,
wenn er „Messin’ with the Kid“ und „Reconsider
Baby“ spielen könne. Der Junior ließ sich nicht
lange bitten und erhielt seine ersten Ovationen. „Den Geburtstag
vergess’ ich nie“, meint Ronnie Baker Brooks. Der alte
Herr wohl auch nicht. Ronnie Baker Brooks wurde 1986 festes Mitglied
der Band von Lonnie Brooks. Er wurde „Opener“, eröffnete
die Konzerte seines Vaters als Solist, und auch die abschließenden
Akustik-Duette mit Lonnie und Ronnie Brooks wurden Tradition; hinzu
kamen Auftritte mit Elvin Bishop, Lil’ Ed Williams, Koko Taylor
und Katie Webster. Sein erstes Solo-Konzert gab Ronnie Baker Brooks
1992 beim New Orleans Jazz & Heritage-Festival – Lonnie
Brooks war vor dem Auftritt erkrankt. In der folgenden Nacht spielte
die Band in Memphis – einigermaßen nervös, wie
Ronnie Baker Brooks berichtet: nicht nur der kranke Vater bereitete
ihm Sorge, sondern auch der „backstage“ lauernde Albert
King. Als King einstieg, sagt Brooks, habe er gewusst, dass ihm
die großen Schuhe des Vaters passen. Das letzte Konzert mit
Lonnie Brooks’ Band spielte er am 31. Dezember 1998 bei Buddy
Guy’s in Chicago. Danach begann Ronnie Baker Brooks eine Solokarriere,
jammte mit Größen wie Albert Collins, Stevie Ray Vaughan,
Luther Allison, Buddy Guy und wurde einer der begehrtesten Live-Acts
der internationalen Blues-Szene. In Gaildorf tritt Ronnie Baker
Brooks zusammen mit Daryl Coutts (Keyboards), Carlton Armstong (Bass)
und Maurice „Moe“ Taylor (Schlagzeug) auf.
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